Immer mehr Menschen in Deutschland setzen auf neue Technologien im Alltag. Smart-TVs und Smartwatches erfreuen sich dabei aufgrund ihrer praktischen Funktionen einer besonders großen Beliebtheit. Sie sorgen für Unterhaltung am Abend oder helfen über den Tag hinweg beim Tracken der eigenen Gesundheit. Das bedeutet aber auch, dass sie persönliche Informationen zu Präferenzen und sensible Gesundheitsdaten sammeln.
Einige Hersteller vernachlässigen jedoch über Jahre hinweg notwendige Sicherheitsupdates ihrer Geräte, was zu einem erheblichen Risiko führen kann. Dieser Artikel klärt über die Gefahren auf und gibt am Ende eine Reihe hilfreicher Tipps zum Schutz der eigenen Daten.
Cybergefahren sind heute gang und gäbe
Seit bereits drei Jahren führen Cyberrisiken beim jährlichen Allianz Risk Barometer die Liste aller Risiken unangefochten an. Das zeigt, welchen hohen Stellenwert IT-Sicherheit in der heutigen Gesellschaft einnehmen sollte. Dennoch unterschätzen viele Privatpersonen und Unternehmen dieses Risiko, was am Ende zu beträchtlichen Schäden führen kann.
So beliefen sich beispielsweise die Schäden durch Cyberkriminalität in Deutschland im Jahr 2023 auf 205,9 Milliarden Euro. Oft sind dabei finanzstarke Unternehmen im Fokus der Angreifer. Doch aufgrund der zunehmenden Digitalisierung und der Verbreitung von smarten Geräten werden mittlerweile auch Privatpersonen zum beliebten Ziel.
Warum sind Smart-TVs und Smartwatches besonders anfällig?
Es gibt zwei wesentliche Gründe, die smarte Geräte zu einem Sicherheitsrisiko machen können. Zum einen nutzen und verkaufen manche Hersteller die gewonnenen Daten, um höhere Margen zu erzielen. Zum anderen können Sicherheitslücken auf Geräten oder bei den Unternehmen dahinter zum Verlust der Daten führen.
Einige Hersteller sammeln und verkaufen Kundendaten
Insbesondere auf Smart-TVs ist es mittlerweile üblich, dass der Startbildschirm personalisierte Werbung anzeigt. Das ist nur möglich, indem der Hersteller Daten zu den eigenen Präferenzen und zum Nutzerverhalten sammelt. Diese Daten werden auf Servern im Internet gespeichert und manchmal an andere Firmen weiterverkauft – beides zum Nachteil des Kunden.
Das kann sogar bei Smartwatches oder Fitnesstrackern der Fall sein. So geben einige Hersteller an, die erworbenen Daten zu anonymisieren und dann zu verkaufen. Was zunächst sicher klingt, wird im Fall einer Sicherheitslücke jedoch schnell zum Risiko. Zudem sind die Datenschutzrichtlinien alles andere als transparent, wie das Beispiel Fitbit beweist.
Datenschutzaktivisten verklagten die namhafte Google-Tochter Fitbit, weil sie gegen gültiges EU-Recht verstoßen haben soll. Bei vielen Herstellern ist nämlich unklar, was mit den eigenen Daten im Hintergrund passiert. Deswegen schnitten im Test von Computer Bild die meisten Smartwatches bzw. Fitnesstracker beim Thema Datenschutz sehr schlecht ab.
Smart-TVs und Smartwatches oft jahrelang ohne Updates
Darüber hinaus gibt es aber noch ein weiteres Sicherheitsrisiko, und zwar die laxe Update-Politik vieler Hersteller. Smart-TVs und Smartwatches setzen auf abgespeckte Betriebssysteme wie Android TV oder Wear OS, die eigene Sicherheitsupdates benötigen. Aber ebenso viele Hersteller geben ihre Update-Bemühungen nach kurzer Zeit wieder auf.
Ein Smart-TV bleibt meistens 5 oder gar 10 Jahre im Einsatz, was dementsprechend zu einem höheren Risiko beiträgt, wenn keine regelmäßigen Sicherheitsupdates mehr folgen. Gleiches gilt übrigens für viele niedrigpreisige TV-Sticks. Angreifer können sich dann bekannte Sicherheitslücken zunutze machen und Schadsoftware einschleusen sowie Daten abgreifen.
Doch auch die Hersteller selbst können aufgrund einer schwachen IT-Infrastruktur Daten ihrer Kunden verlieren. So gab es bereits mehrere größere Sicherheitsvorfälle, bei denen Kriminelle Millionen von Nutzerdaten erbeuten konnten. Under Armour, Fitbit und Apple – sie alle mussten entsprechende Datenlecks einräumen und später teuer beheben.
Welche Maßnahmen bieten einen umfassenden Schutz?
Nutzer haben glücklicherweise einige Möglichkeiten, selbst für einen besseren Schutz auf Smart-TVs, Smartwatches und Fitnesstrackern zu sorgen. Beachten Sie dabei die folgenden praktischen Tipps.
1. Datenschutzrichtlinien vorab gründlich lesen
Hersteller von Smart-TVs oder anderen Geräten müssen ihre Datenschutzrichtlinien offenlegen, um die strikten EU-Vorgaben erfüllen zu können. Viele wichtige Informationen lassen sich also bereits vorab lesen und bewerten. Dazu gehören Angaben, welche Daten gesammelt und wie diese später durch das Unternehmen genutzt werden.
Das betrifft aber nicht nur den Hersteller von dem jeweiligen Gerät selbst, sondern auch alle möglichen Apps, die sich darauf installieren lassen. Hierzu findet man für gewöhnlich im App-Store eine detaillierte Auflistung, welche Daten eine App sammelt und welche Rechte sie benötigt. Das ist ein erster guter Hinweis mit Hinblick auf den Datenschutz.
2. Berechtigungen verwalten und Einschränkungen machen
Im nächsten Schritt ist es dann sinnvoll, die Berechtigungseinstellungen des Betriebssystems zum Einschränken bestimmter Rechte zu nutzen. Denn es ist einfach nicht immer nachvollziehbar, weshalb beispielsweise eine Spiele-App permanent Zugriff auf das eingebaute Mikrofon im TV benötigt. Gleiches gilt für viele andere Apps, die sich zu viele Berrechtigungen genehmigen.
Wer eine Smartwatch oder einen Fitnesstracker trägt, möchte die Ortungsfunktion vielleicht gar nicht nutzen. Dann bietet es sich an, diese in den Einstellungen auszustellen. Sonst werden präzise Daten gesammelt, wo man sich während des Tages aufgehalten hat. Hacker könnten solche Daten im schlimmsten Fall ausspähen.
3. VPN für verschlüsselte Internetverbindungen nutzen
Bei einigen Smart-TVs oder Apps erfolgt eine unverschlüsselte Übertragung von Daten, was Angreifern als Einfallstor dienen kann. Ein VPN (virtuelles privates Netzwerk) kann genau das verhindern, indem es alle Internetverbindungen sicher verschlüsselt. VPNs gibt es mittlerweile für jedes Betriebssystem, ob für Android TV oder als VPN Apple TV App (tvOS).
Zudem schützen VPNs die Privatsphäre, indem sie die IP-Adresse verbergen und somit eine Nachverfolgung erschweren. Die Vorteile lassen sich sogar bei Smartwatches und Fitnesstrackern nutzen. Hierfür muss man lediglich eine VPN-App auf dem eigenen Handy installieren, mit dem sich eine Smartwatch später verbindet.
4. Sicherheitsupdates regelmäßig installieren
Am Ende ist es auch essenziell, alle Geräte auf aktuellem Stand zu halten. Hersteller stellen in der Regel regelmäßige Sicherheitsupdates bereit, die dann zügig zu installieren sind. Viele Betriebssysteme und Apps unterstützen eine automatische Updatefunktion, die den ganzen Prozess noch einmal vereinfacht und unbedingt aktiviert werden sollte.
Leider vernachlässigen viele Hersteller nach ein paar Jahren ihre älteren Modelle, insbesondere bei Smart-TVs. In einem solchen Fall kann es sich vielleicht sogar anbieten, in einen TV-Stick mit moderner Software zu investieren und das veraltete Betriebssystem des Smart-TVs gar nicht mehr zu nutzen. Das sorgt für deutlich mehr Sicherheit.